Was die Risikoabsicherung betrifft, gibt es zu Versicherungen keine Alternative. Eine BU gehört so lange in jedes Protfolio, so lange man es sich nicht auch ohne BU leisten könnte, nicht zu arbeiten. Eine Haftpflichtversicherung braucht man ohnedies.
Bei Lebensversicherungen halte ich eher was davon, nur eine Risiko-LV abzuschließen. Bei meiner BU habe ich von Anfang an und gegen massive Widerstände meines Versicherungsmenschen darauf bestanden, dass nur vor Berufsunfähigkeit geschützt wird, aber nicht noch eine Kapital bildende Komponente dabei ist.
Die Kündigung von kapitalbildenden Versicherungen ist stets mit Verlusten verbunden. Du kannst Dich einmal umsehen, ob es nicht am Zweitmarkt für "gebrauchte" Versicherungen (Stichwort "cashlife") ein Angebot gibt, das sicher besser ist als die Kündigung. Man merkt dabei deutlich, dass zuerst die Gebühren zu bezahlen sind, und erst dann die Kapitalbildung dran kommt.
Bei den BU-Versicherungen kannst Du prüfen, ob Du nicht den Kapital bildendenden Teil separat Kündigen oder beitragsfrei stellen kannst und nur noch den BU-Anteil (und den vermutlich unvermeidlichen Todesfallschutz) weiter führst.
Ich selbst halte nicht viel von kapitalbildenden Versicherungen. Man ist schnell drin und kommt nicht ohne Verluste raus. Bei Fonds kann man jederzeit selbst entscheiden, ob man die Einzahlungen erhöht oder aussetzt oder, wenn man dank haussierender Märkte sein Sparziel vorzeitig erreicht, auch vorzeitig liquidiert. Diese Chance hat man bei Versicherungen nicht.
Hat Dir jemand für Versicherungen eine höhere Rendite als für Fondsanlagen versprochen? Dann bist Du angelogen worden. Versicherungen benutzen die gleichen Anlagevehikel wir Privatanleger, Vermögensverwalter oder Fondsmanager. Und sie kassieren ebenso ihre Gebühren. Bei Fonds sagen böse Zungen, dass das wichtigste das Gehalt des Fondsmanagers sei, aber bei Versicherungen ist dies offenkundiger. Es kommt darauf an, was sich unsere Gesetzgeber zur Besteuerung einfallen lassen, denn abhängig davon kann am Ende die Auszahlung des Kapitals steuerlich günstiger werden.
Da Versicherungen mit einer vorab definierten Laufzeit abgeschlossen werden, nähert sich der Rückkaufwert im Laufe der Jahre dem "realen" Wert immer mehr an. Je früher gekündigt wird, um so höher ist der Anteil, der in die (Abschluss-) Gebühren geflossen ist. Dies drückt nicht auf die Rendite sondern ist fester Kalkulationsbestandteil der Versicherungsgesellschaft. Rentenversicherungen sind grundsätzlich nicht als liquide Anlage gedacht und sollen auch nicht vorzeitig gekündigt werden, um an Geld zu kommen. - In Deinem konkreten Fall klingt es allerdings so, als ob Dir zu viele Versicherungen aufgeschwatzt worden sind und Du einen Teil nur deshalb los werden solltest, um zu einer vernünftigen Diversifizierung zu kommen. Es ist ein bisschen so wie beim Eigenheimbesitzer, der noch eine vermietete Wohnung kauft und noch etwas Geld in einen Immobilienfonds steckt: alles Beton, keine Anleihen, keine Aktien...
Beratung, tja, das ist ein Jammertal. Als ich Ende der 1990er damit anfing, mich für Kapitalanlagen zu interessieren, kam ich sehr rasch zu dem Schluss, dass ich mich um mein Geld besser selber kümmere. Jeder will was davon, auch die Bank versteht sich. Ich kümmere mich ja auch um meine Frau selber, und beides ist mir ziemlich wichtig. Es lohnt sich, verschiedene Anlage- und Bankberater aufzusuchen, nicht nur einen, sich anzuhören, was sie zu sagen haben, zu vergleichen, und dann eine Entscheidung zu fällen, bei der man weiß, warum man sich für dieses oder jenes Produkt entscheidet. Wo immer man sein Geld investiert: Man sollte verstehen, was damit passiert.
Wenn Du zur Bank gehst und sagst, dass Du 50.- oder 100.- pro Monat ansparen willst, dann kriegst Du ein kurzes Beratungsgespräch und ein Angebot für eines der Hausprodukte. Das muss nicht mal schlecht sein, aber natürlich wird wie gesagt nur das Hausprodukt angeboten und das Gespräch ist kurz und wenig informativ. Bedenklich wird es, wenn Dir ein Fonds angeboten wird, und Du dann von Feritrust den Fondsguide zur Hand nimmst und murmelst: "Aha, ein D-Rating." Dann siehst Du das Standard and Poors - Rating an und sagst, "Oha, nur ein Stern." Dann blätterst Du in der letzten Finanztest und stellst fest: "Hmmm, der Fonds ist ja gar nicht drin." Dann schaust Du Deinen Bankberater an und bittest ihn um eine überzeugende Erklärung, weshalb Du nun genau dieses und keine anderes besser geratates Produkt nehmen sollst. Und plötzlich merkst Du, dass Dein Gegenüber etwas nervös wird.
Behauptest Du dagegen, dass Du z.B. gut verdienst, sagen wir mal 5000.- netto, und 2000.- pro Monat anlegen willst, oder dass Du eine Erbschaft gemacht hast und 200000.- anlegen willst, dann bekommst du mehrere Gesprächstermine mit Experten. Das mag zwar gelogen sein, aber dafür kriegst Du solidere Auskünfte.
Ich würde einfach vorschlagen, dass Du ein wenig Fachliteratur über Fonds, Aktien, Anleihen und Zertifikate studierst. Nebenbei bezahlst du erstmal Deine Schulden. Dann baust Du ein wenig Kapital auf, das nicht in Anlageprodukten steckt. Ca. 3 Monatsgehälter sollten auf einem Tagesgeldkonto als "Schwankungsreserve" für größere früher oder später anstehende Ausgaben liegen, z.B. für kaputte Waschmaschinen, runinierte Autos etc. Weitere ca. 6 Monatsgehälter (bzw. ein Betrag, mit dem man 6 Monate seine Rechnungen bezahlen kann) oder auch mehr sollten als Notgeld ebenfalls kurzfristig verfügbar sein, um die erste Zeit der Arbeitslosigkeit etc. zu überbrücken und dabei stressfrei bleiben zu können, während man sich einen neuen Job oder ein neues Projekt sucht. Alles, was darüber hinaus geht, kann in lang laufende Kapitalanlagen investiert werden, z.B. Fonds oder Aktien - oder eben auch kapitalbildende Versicherungen. Sowas will aber sorgfältig geplant sein, denn wenn Du es Dir (später nochmals) anderes überlegst, bleibst Du womöglich wieder auf Verlusten sitzen. Da Du Zeit brauchst, um Deine Schulden abzutragen und erstmal ein wenig Notgeld aufzubauen, hast Du Zeit genug, über Kapitalanlagen zu lernen.